Bienvenue en France!
Betritt man das Haus unserer französischen Gastgeberin Florence, fühlt man sich sofort wie in Frankreich. Jeder Raum ist geschmackvoll eingerichtet, mit schönen alten Möbeln, Kunst n den Wänden und blauen Fenstern und Türen. Typisch französisch war wohl auch der Empfang an sich, denn die kleine Reisegruppe stand – ganz deutsch – pünktlich 18.00 Uhr vor der Tür. Viel zu pünktlich für unsere Gastgeberin, die selbst noch gar nicht da war, um ihre Gäste zu empfangen, da sie noch kurz zum Bäcker ihres Vertrauens eilte. Klar: ohne gutes Brot kein französischer Abend! „Wenn man in Frankreich eingeladen ist, erscheint man nie zur anberaumten Zeit“, erklärte Florence später.
Für unsere fünfte „Weltreise durch Wohnzimmer“ hätten wir gar keine fähigere Gastgeberin finden können, um in den deutsch-französischen Kulturaustausch zu treten. Florence ist die Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft in Halle und somit sehr vertraut beim Vermitteln zwischen den beiden europäischen Nachbarländern. Zum Einstieg ging es deshalb zuerst nach Grenoble, Halles Partnerstadt seit 1976. Florence zeigte ein paar Ausschnitte aus einem Film, den sie mit Jugendlichen aus Halle und Grenoble drehte und der 2011 mit dem „Prix Joseph Rovan“ der Französischen Botschaft ausgezeichnet wurde. Der Film zeigt, wie viel oder wie wenig Deutsche und Franzosen voneinander wissen und machte Lust, Halles Partnerstadt einmal selbst zu besichtigen.
Durch die Städtepartnerschaft kam Florence auch bereits als Studentin erstmals nach Halle (noch zu DDR-Zeiten!). Wenn der erste Aufenthalt auch nicht so lange währte, in den 90ern zog sie mit ihrem Mann dann endgültig in die Saalestadt. „Mit der Mentalität der Hallenser bin ich gleich gut ausgekommen.“, erklärte sie lachend. „Auch in Halle meckern die Menschen gern. Das ist ein bisschen wie in Frankreich.“ Zu meckern gab es an unserem Weltreiseabend jedoch nicht einmal etwas am Wetter: Nachdem die Wohnzimmerreise zuerst wegen extremer Hitze verschoben wurde (fast 40 ° C waren zum eigentlichen Termin angekündigt), und es nun beim zweiten Anlauf recht gewittrig wurde, machte es sich die Reisegesellschaft einfach in der regengeschützten Toreinfahrt gemütlich. Der Tisch war bald gefüllt mit allerhand französischen Köstlichkeiten: Cidre aus der Bretagne, auf Wunsch aufgepeppt mit Kir (ein sogenannter Kir Breton), Baguette mit Entenrillette, Käse aus der Region um Grenoble, Wurst, Salate aus Linsen und Ebli. Auch ein orangefarbener Käse wurde gereicht, der mit dem antillischen Farbstoff Annatto gefärbt ist. Denn neben Grenoble und der Bretagne hat Florence auch zu den französischen Antillen ein besonderes Verhältnis und ist in den französischen Überseedepartements der Karibik oft zu Besuch.
Beim Schmausen wurde viel über die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich gescherzt. So haben schon einige der Reisenden die Streikkultur der Franzosen selbst kennen gelernt. Doch auch wenn nicht gestreikt wird, kann die Fortbewegung in Frankreich abenteuerlich enden. Florence berichtete, dass sie als Französin auch schon einmal fast am Öffentlichen Nahverkehr in Paris verzweifelt wäre und trotz großzügigstem Puffer beinahe einen Flieger verpasst hätte. Solche Momente vermisst sie sicherlich nicht in Deutschland. Dafür aber oft den ausgeprägten französischen Humor, denn in Frankreich haben die Menschen immer einen Scherz auf den Lippen. Den Humor stellte auch unsere Gastgeberin immer wieder zur Schau. So ging ein äußerst quirliger Wohnzimmerabend zu Ende. Manch einer der Reisenden wird bei der nächsten – echten – Reise nach Frankreich bestimmt Grenoble mit auf die Reiseroute setzen.
Merci beaucoup Florence!

(Bericht von Lisa Osterburg, Franckesche Stiftungen, Halle an der Saale und Foto von Falk Wenzel)