Vor zwei Wochen ist Nasser erst von seinem letzten Besuch seiner alten Heimat zurückgekehrt. Seine Palästina-Erinnerungen konnten also nicht frischer sein.

Als erstes wurden die zehn Reisenden, wie in Palästina immer üblich, mit einem Glas Orangensaft begrüßt.
Bevor Nasser von sich und seiner Familie erzählt hat, hat er unser Geschichts- und Erdkundewissen aufgefrischt und erweitert.

In folgenden Ländern, neben Palästina, ist Arabisch Amtssprache:
Ägypten, Algerien, Bahrain, Dschibuti, Irak, Israel, Jemen, Jordanien, Katar, Komoren, Kuwait, Libanon, Libyen, Mali, Marokko, Mauretanien, Niger, Oman, Saudi-Arabien, Somalia, Sudan, Syrien, Tschad, Tunesien, Vereinigte Arabische Emirate und Westsahara.
Arabisch wird von ca. 370 Millionen Menschen gesprochen und wird damit weltweit am sechsthäufigsten verwendet.

Vor 1918 gab es das sogenannte Großsyrien, das aus den Gebieten Syrien, Jordanien, Palästina, Ägypten, Libanon und Teilen des Iraks bestand.

Schon 1894 wurde überlegt, wo man einen jüdischen Staat errichten könnte. Madagaskar, Uganda und Palästina waren in der engeren Wahl.

Letztendlich fiel die Wahl für einen jüdischen Staat auf Palästina, weil dort 2000 Jahre zuvor schon jüdisches Leben gewesen ist.

Nasser hat uns anhand eines Bildes gezeigt, in welchem Maße über die Jahre seit 1948 die palästinensischen Siedlungen immer weiter den israelischen Siedlungen gewichen sind.

Seit 1946 sind immer Palästinenser aus ihrem Land geflohen und zum Teil leben sie seit 1946 in Flüchtlingslagern. 4.000.000 Palästinenser leben in Flüchtlingslagern, davon ca. 1.500.000 im Libanon.
Dort können die Flüchtlinge nur im Flüchtlingslager arbeiten, bekommen vom UNRWA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten) medizinische Grundversorgung, ein Mindestmaß an Bildung und Grundversorgung mit Lebensmitteln.

Der israelische Staat hat die Zusage gegeben, jede Person jüdischen Glaubens aufzunehmen.
Im Augenblick leben ca. 7.000.000 Juden in Israel (22.000 qkm) und ca. 5.000.000 Palästinenser in Palästina (6.000 qkm).
Im Vergleich dazu leben in Deutschland 82.000.000 Einwohner auf 357.000 qkm.

Bei den geschichtlichen und erdkundlichen Details haben wir Reisende Nüsse geknabbert und danach köstliches Baklava (in Zuckersirup eingelegtes Gebäck aus Blätterteig, gefüllt mit gehackten Walnüssen, Mandeln und Pistazien) genossen.

Dann hat Nasser uns seine ganz persönliche Geschichte erzählt.
Von seinen Eltern, seinen fünf Geschwistern (vier Schwestern und ein Bruder) seiner Schulzeit bis zum Abitur 1981 in Djenin, von dem Leben unter der Besatzung, von vielen Nächten, die er nicht schlafen konnte, von verhafteten Nachbarn und deren Söhnen, seiner Teilnahme an Demonstrationen und dem Familienentschluss, dass es in Deutschland, dem Land wo schon ein Onkel lebte, wohl mehr Möglichkeiten gibt, zu überleben und seine Talente auszuleben.

Somit hat Nasser in Deutschland Elektrotechnik und Informatik studiert und ist nun Doktor der Informatik.

Nasser hat uns von seiner Hochzeit 1995 erzählt, seinen drei Kindern, von seinem Leben in Wolfenbüttel, seiner Arbeit in Magdeburg, Gütersloh und Stuttgart und von den frischen Eindrücken in seinem Herkunftsland und den Schwierigkeiten sich dort als deutscher Staatsbürger mit palästinensischen Wurzeln von A nach B zu bewegen – z.T. getrennt von seiner Frau und seinen Kindern, denn für Palästinenser gelten dort andere Regeln als für Touristen.

Nassers detaillierte Beschreibung des Tagesausflugs an den See Genezareth im israelischen Gebiet hat uns Reisende an Grenzkontrollen zwischen der DDR und der BRD erinnert. Vermittlung eines Gefühls von Ausgeliefertsein und Macht bzw. Machtlosigkeit und Angst.

Schnell wurden aus zwei Stunden Reisezeit in Nassers Wohnzimmers 2 ½ Stunden, denn der übliche palästinensische Mokka und die mit Zuckerguss überzogene Mandeln wurden uns abschließend gereicht, nachdem Nasser in alle unsere Reisepässe Palästina gestempelt hat.

Lieber Nasser, 1.000 Dank für deine Offenheit, Gastfreundschaft und deine gut verständlichen Erklärungen zu den Entwicklungen deines Geburtslandes.