Weil Finnland die Heimat des Weihnachtsmannes ist, haben wir dieses Jahr schon im November die Weihnachtszeit bei Marjut im Wohnzimmer eingeläutet.

Da Marjuts Wohnung klein ist und sie keine elf Sitzgelegenheiten bereit hält, haben wir einfach drei Hocker mitgebracht und fühlten uns bei der warmherzigen Marjut sehr wohl.

Zwei der Reisenden und Marjut selbst waren zuvor noch nie auf Weltreise durch Wohnzimmer. Für die Vielreisenden unter uns ist es immer schön zu sehen, wie schnell die wertschätzende Atmosphäre dieses Begegnungsformats auf alle Neuen überspringt. Die Reisenden kamen dieses Mal aus Brasilien, Deutschland, der Türkei und der Ukraine.

Marjut hat eine sehr angenehme Art zu sprechen. Wir hätten ihr noch viel länger als diese zwei Stunden zuhören können:

Die ersten Lebensjahre von Marjut waren vom zweiten Weltkrieg geprägt. Alle hatten wenig zu essen, aber in der Schule gab es immer eine warme Suppe, die dazu beitrug, nicht zu verhungern. Gerne meldeten sich die Kinder bei den Lehrern für Sonderaufgaben. Dann gab es manchmal ein extra Stück Käse.

Beim passenden Wetter im Winter fand der Sportunterricht nicht in der Sporthalle statt sondern draußen. Alle mussten manchmal Skier (bei einer Doppelstunde Sport) und manchmal  Schlittschuhe (bei einer einzelnen Stunde Sport) mitbringen.

Die Hauptschule kostete in Finnland nichts, aber im Gymnasium musste man Schulgeld bezahlen und die Bücher selber kaufen. Diese Investition in Marjuts Zukunft war ihren Eltern wichtig und somit durfte sie aufs Gymnasium gehen. Lernen machte Marjut Spaß. Nach dem Abitur wollte Marjut eigentlich Soziale Arbeit in Finnland studieren, aber durch eine dreijährige Wartezeit, die sie mit Praktika im sozialen Bereich gefüllt hat und einem Jahr Au-Pair in England, hat der Zufall sie nach Deutschland geführt. Dort hat sie sich verliebt und ist hier geblieben.

Um ihre finnische Seele lebendig zu halten, reist Marjut aber jährlich einmal nach Finnland.

Aus dem Plan, als Sozialarbeiterin in Finnland zu arbeiten, ist überraschenderweise 41 Jahre Arbeit als Buchhalterin bei GEA in Oelde geworden. Jetzt im Ruhestand unterstützt Marjut  Menschen beim Deutschlernen und das hat teilweise auch einen Hauch von Sozialarbeit. Über dieses Engagement ist Marjut sehr glücklich.

Marjut hat uns von ihren finnischen Sommern erzählt, die sie komplett barfuß verbracht hat. Das fühlte sich für sie sehr gut und frei an und sparte ihren Eltern zusätzlich das jährliche Paar Sandalen.

Als es auf den Weihnachtsmann zu sprechen kam, der im Norden Finnlands auf dem Ohrberg in Lappland wohnt, servierte Marjut Glögg und Plätzchen.

Die Plätzchen und das Getränk waren sehr lecker. Hier kommt das Rezept des Weihnachtspunsches zum Ausprobieren.

Folgende Zutaten erwärmen ohne zu kochen:

1/2 Liter Johannisbeersaft

1/2 Liter Orangensaft

1/2 Liter  Rotwein oder Traubensaft

2 Stangen Zimt

1 Stück Ingwer in Scheiben

1 TL Kardamom

5 Gewürznelken

In die Tassen 1 TL Rosinen und 1 TL Mandelstifte mit einem Schluck  Rotwein oder Traubensaft einweichen.

Wenn der Glögg warm ist, zu den Rosinen und Mandeln gießen und genießen.

Die Reise durch Marjuts Leben führte uns auch zur Digitalisierung im Finnland von heute und Vergleichen vom Leben in Finnland und Deutschland. Ein toller Austausch mit den Reisenden entstand. Zwei Stunden sind knapp bemessen, um alles zu besprechen. Vielleicht dürfen wir in ein paar Jahren noch einmal wiederkommen.

 

Liebe Marjut, vielen Dank für deine Offenheit und deine vielen kleinen Geschichten aus deinem Leben. Es war wunderschön bei dir.