Dieses Mal ging die Weltreise durch Wohnzimmer zu Aisha nach Syrien – in Rheda-Wiedenbrück. Die Reisegruppe bestand aus acht Damen aus verschiedenen Ländern (Deutschland, Irak, Peru und Syrien) und Kulturen.

Zuerst aßen wir zusammen ein traditionelles syrisches Gericht und unterhielten uns über die Zutaten der leckeren Speisen. Die Atmosphäre war sehr angenehm – es wurde viel gelacht, obwohl wir einander vorher nicht kannten.

Dann gingen wir in Aishas wunderschönen Garten und staunten über die vielen Obst- und Gemüsepflanzen, wie Feigen, Birnen, Paprika, Tomaten, Knoblauch und Lauch.

Zwei von Aishas Töchtern ergänzten aktiv die Erzählungen ihrer Mutter und genossen sichtlich die Gruppe aufgeschlossener Unbekannter bei ihnen daheim.

Im Garten betrachteten wir Fotos in einem Album, das besondere Erinnerungen von Aisha und ihrer Familie bewahrt. Einige der Fotos waren für Aisha Anlass, uns von traurigen Ereignissen zu erzählen, die sie und ihre Familienangehörigen durch den Krieg erlebt haben.

Meine erste Wohnzimmerreise hat bei mir persönlich einen sehr schönen Eindruck hinterlassen, denn ich fühlte mich wirklich, als ob ich in meinem Heimatland Syrien gewesen wäre.

Liebe Aisha, vielen Dank für deine Gastfreundschaft und deine Offenheit.

Gerne lade ich demnächst einmal in mein Wohnzimmer in Gütersloh nach Syrien ein.

(Autorin: Rafaah)

Deho aus Kamerun hat beim Bürgerbrunch in Gütersloh Henri (einen Landsmann) kennengelernt und ihm gesagt, dass er in Kürze für zehn Interessierte sein Wohnzimmer öffnet, um von sich und seiner Heimat zu erzählen. Er sei auch herzlich willkommen. So kam es, dass Henri sich spontan auch unserer Reisegruppe angeschlossen hat.

Deho hat von seiner Familie erzählt, Fotos von seinen Omas und seinem Opa gezeigt und von sich als Kind gemeinsam mit seinen Geschwistern und Eltern.

Auf dem Tisch hatte Deho einige Gewürze stehen, die wir probieren durften. Deho hat uns dazu Hintergrundinformationen geliefert. In seinem Wohnzimmer hat Deho eine Friedenspalme stehen, der er auch ein bisschen Kameruner Erde in den Pflanztopf gefüllt hat. Aber nicht nur damit gelingt Deho der Spagat zwischen Kamerun und Deutschland.

Henri, unser Überraschungsgast, hat sich besonders über Dehos Kochkünste gefreut, denn Henris Kochkünste sind noch ausbaufähig (sagt er) und in deutschen Restaurants schmeckt es nicht nach Kameruner Küche. Deho bringt regelmäßig afrikanische Gewürze mit nach Deutschland, da man für den typischen Geschmack auch die typischen Gewürze benötigt.

Die Reisende Margarita aus Peru hat einige Gemeinsamkeiten von Dehos Kultur zu ihrer eigenen Kultur bemerkt. Ich liebe die Weltreisen durch Wohnzimmer. Jede Reise und jeder Reiseleiter oder jede Reiseleiterin sind ganz individuell.

Danke Deho für deine Offenheit und deine enorme Energie!

Diese Woche durften wir zweimal nach Indien reisen. Samstag zu Tubu in Lippstadt (aus dem Bundesstaat Orissa) und sechs Tage später zu Kavita in Magdeburg (aus Bombay/ Bundesstaat Maharashtra).

Obwohl beide aus Indien kommen, haben sie ganz unterschiedliche Leben.

Tubu hat Familienfotos gezeigt, auf denen wir auch seine Eltern und Geschwister gesehen haben.

Bei Kavita waren ihre drei Töchter mit auf der Reise und haben sich selber vorgestellt. Jede der drei Mädels hat einen indischen und einen deutschen Vornamen, um in ihrem Namen Indien und Deutschland zu repräsentieren und sich nicht nur auf ein Land zu beschränken.

Mit Tubu haben wir ein köstliches Hauptgericht aus Hähnchenbrust, Paprika, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Koriander, Kurkuma, Kreuzkümmel, Garam Masala und Reis gekocht und gemeinsam gegessen.

Mit Kavita haben wir eine leckere Süßspeise aus Ghee, Gries, Milch, Zucker, Safran, Cashewkernen, Mandeln, Kardamom und Banane zubereitet. Kavita hat uns erklärt, dass die Süßspeise Laddu heißt und die Lieblingsspeise des Elefantenkopf-Gottes Ganesha ist.

Anschließend haben wir noch gemeinsam einen Tee auf indische Art und Weise gekocht – mit Wasser, Milch, schwarzem Tee, Ingwer, Kardamom, Pfeffer, Muskat, Nelke und Zimt.

Die Reise zu Kavita wurde von der Freiwilligenagentur Magdeburg organisiert und vom offenen Kanal in Magdeburg auf genommen, um daraus ein Video für www.gutes-geht.digital zu erstellen.

Bei Tubu ist unter anderem eine Familie aus Herzebrock-Clarholz mitgereist, bei der Vater, Mutter und die beiden Söhne tatkräftig mitgeschnitten und gerührt haben. Für mich ist es immer so schön zu sehen, wenn die Weltreise durch Wohnzimmer mehrere Generationen gleichzeitig anspricht. Außerdem ist es toll, wenn sich Reisende aus dem Ausland direkt für die digitalen Reisen anmelden. Die Technik macht das ja einfach möglich. Tubu hatte somit eine Direktleitung in das norwegische Fjordland zu Anne-Kari und in die iranische Hauptstadt zu Masoumeh.

Masoumeh hat es so gut gefallen, dass sie eine knappe Woche später auch mit zu Kavita gereist ist.

Liebe Kavita und lieber Tubu, ich danke euch von Herzen für eure Offenheit und euer Engagement für die Weltreise durch Wohnzimmer.

 

 

 

11/2021 Endlich einmal wieder echte Begegnungen im Wohnzimmer! Zwar mit Masken und Impfpass, aber immerhin. Mr. Hamilton hat uns zuerst auf Schottisch begrüßt, dann seine Begrüßung auf Deutsch übersetzt und alles Weitere uns dann auch auf Deutsch erzählt. Seine vier Söhne erzieht er mit seiner Frau zweisprachig. Mr. Hamilton spricht mit seinen Söhnen nur Englisch und seine Frau nur Deutsch. Eingestimmt wurden die 10 Reisenden auf Schottland durch ein YouTube Video auf dem Fernseher, auf dem schottische Landschaft zu sehen und schottische Musik zu hören waren.

Apropos Musik, Mr. Hamilton spielt Dudelsack in einer der ältesten Dudelsackkapellen Deutschlands: Bielefeld Piepes and Drums.    https://www.bielefeldpipesanddrums.de/

Eigentlich ist der Dudelsack ein Instrument für draußen, deshalb ist Mr. Hamilton für eine Kostprobe seines Könnens auf den Flur gegangen.

Zwei Lieder hat er für uns gespielt, unter anderem the Flower of Scotland, die inoffizielle schottische Nationalhymne: https://www.youtube.com/watch?v=OQxKf6ZtXI0

Sehr schön und eindrucksvoll. Mr. Hamilton hat uns auch noch ein bisschen über das Spielen des Dudelsackes erläutert, z.B. dass der Sack unter seinem Arm dazu dient, den Ton weiter zu halten, wenn Mr. Hamilton Luft holt. Das war sehr spannend und, wie immer bei den Weltreisen durch Wohnzimmer, eine Möglichkeit, in eine andere Welt einzutauchen.

Um Schottland ein bisschen zu schmecken, gab es eine Tasse Tee mit dem typischen schottischen Gebäck (Shortbread), das Mr. Hamiltons Vater für uns gebacken hat. Sehr lecker – vielen Dank.

Mr. Hamilton hat uns die wichtigsten Stationen schottischer Geschichte nahegebracht und uns erklärt, dass jede Familie (im Sinne von weitverzweigter Verwandtschaft = Clan) ein eigenes Wappen und Tartan (gewebtes Schottenkaromuster) hat. Man erkennt also am Muster des Kilts (knielanger Rock für Männer), zu welchem Clan der Träger gehört. Heutzutage wird der Kilt üblicherweise zu Hochzeiten und den Highland Games getragen, um das Gefühl der Zugehörigkeit zu der langen Ahnenreihe zum Ausdruck zu bringen.

Wenn wir einmal nach Schottland reisen sollten, hat Mr. Hamilton uns den Besuch des Fringe Festivals sehr ans Herz gelegt. Das findet immer im August in Edinburgh statt.

Es hätte noch viel zu erzählen gegeben, aber die Weltreise durch Wohnzimmer ist auf zwei Stunden begrenzt.

Zum Abschluss der Reise gab es noch einen „Schlürschluck“: Schottlands Antwort auf Coca Cola = Irn Bru. Ein oranges koffeinhaltiges Getränk, das jeder Schotte normaler Cola vorzieht. Mr. Hamilton hatte extra eine Zweiliterflasche durch Freunde besorgen lassen, damit für uns und die vier Hamilton Söhne genug da war.

Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft und Ihre interessanten Erzählungen, Mr. Hamilton.

 

 

Zu einer außergewöhnliche Reise in das Land der aufgehenden Sonne haben uns Hiroko und die vhs Herford eingeladen. Außergewöhnlich in vielerlei Hinsicht: weil die Einkaufsliste besonders lang war, weil das Geschmackserlebnis extrem lecker und teilweise ungewöhnlich war und weil unsere Reise drei anstatt zwei Stunden dauerte, denn wir hatten nach zwei Stunden „nur“ die 6 Speisen zubereitet und Hiroko noch gar nicht kennengelernt.

Ich wünsche mir eine zweite Reise mit Hiroko, denn ich habe den Eindruck, dass es noch viel zu erzählen gibt.

Hiroko wohnt in Bielefeld, ist Mikrobiologin und unterrichtet Japanisch und japanisches Kochen.

Gefühlt haben wir alle unsere Küchenutensilien für diese Reise benutzt und unsere Speisen gefroren, geknetet, gebacken, geschält, geschnitten, gekocht, gebraten und gerührt.

Ich selber bin eine mittelmäßige Köchin – es ist nach oben und nach unten Luft 😉  und hatte nach der Reise das Gefühl, dass ich ein paar Stufen in Richtung Kocholymp mit Hirokos Hilfe geklettert bin. Das hatte ich beim Buchen der Reise so nicht erwartet.

Los ging unsere „japanische Kochreise“ mit einem Matcha-Eis. Matcha stand auf der Einkaufsliste, aber in welchem Bereich des Supermarktes sucht man Matcha, wenn man keine Ahnung hat, was Matcha ist? Hiroko könnte über so viel Unwissenheit lachen, macht sie aber nicht, denn sie ist jederzeit freundlich und wohlwollend.

Als Kochdozentin hat Hiroko natürlich den Überblick, mit welcher Speise man beginnen muss, damit man letztendlich alles zur passenden Zeit fertig hat.

Die zweite Speise: Matcha-Weißeschokolade-Scones

Die dritte Speise: Japanischer Kartoffelsalat

Üblicherweise wird bei den digitalen Weltreisen durch Wohnzimmer gemeinsam ein Alltagsgericht aus dem Heimatland gekocht, aber Hiroko hat sich aus dem Rezeptfundus einer Freundin bedienen dürfen, die früher ein japanisches Restaurant betrieben hat. Das ist der Grund, warum wir in den Genuss von japanischer Gourmetküche kamen.

Die vierte Speise: Sojabutter Kartoffeln

Die fünfte Speise: Brokkoli Avocado Salat

Beim Lesen der Einkaufsliste hätte ich eigentlich schon ahnen können, dass eine dritte und vierte Hand bei dieser Reise eine große Hilfe in der Küche gewesen wäre. 😉

Die sechste Speise: Hühner Teriyaki

Und dann wäre da noch ein Salat mit japanischer Soße als siebte Speise gewesen, den wir uns aber für später aufbewahrt haben.

Nach dem zweistündigen Kochfeuerwerk wollten wir noch ein bisschen von Hirioko und ihrem Leben in Japan hören.

Während wir aßen, hat sie uns Fotos aus ihrem Leben gezeigt, Erläuterungen gegeben und dabei Fragen beantwortet.

Wir haben Hirokos musikalischen Werdegang vom Kastagnetten-Spiel im Kindergarten, über Trompete in der Schule und Keyboard in der Uni zum jetzigen Geigespiel in Deutschland mitverfolgen dürfen.

Ein paar Hochzeitsfotos haben wir auch gesehen.

Und wer weiß, vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung dieser Reise. Ich wäre dabei.

Vielen Dank Hiroko!

 

 

Nathalie aus Périgueux backt mit uns digital eine Tarte Tatin (Kuchen auf dem Kopf) und erzählt den acht Reisenden aus vier Ländern nebenbei Geschichten aus ihrem Leben, die sie mit Fotos illustriert. Nathalie als Kind in Schuluniform, bei ihrer Hochzeit (mit Bürgermeister), typische Gebäude ihrer Herkunftsregion und französisches Gebäck.

Außerdem hat uns Nathalie von ihren Großeltern väterlicherseits erzählt, die unter dem Regime Francos Spanien verlassen haben und nach Algerien geflüchtet sind, wo sie im Zuge des Algerienkrieges (1954-1962) nach Frankreich vertrieben wurden und dort aber nicht gerne gesehen waren. Uns Reisenden wurde einmal mehr klar, dass sich die Geschichte immer wiederholt. Streben nach Unabhänigkeit ist so gut wie immer mit Flucht und Vertreibung verbunden – mit dem Gefühl, im neuen Land nicht willkommen zu sein und der Sehnsucht, entweder einfach dazuzugehören oder die Zeit zurückzudrehen und in Frieden zu leben.

Im Bewusstsein dieser Familiengeschichte arbeitet Nathalie in den letzten Jahren als Coach im Bereich Mitarbeiterentwicklung im interkulturellen Bereich. In Frankreich hatte sie Germanistik studiert und in Deutschland Berufspädagogik und Französisch als Fremdsprache. Nathalie arbeitet auch als Übersetzerin, Dolmetscherin und Dozentin für Französisch als Fremdsprache.

Während dieser zwei Stunden Weltreise durch Wohnzimmer haben wir Nathalies zugewandte Art und ihre interessante Erzählweise sehr genossen.

Apropos genießen, die Tarte Tatin war leicht zuzubereiten und ein großer Genuss:

Wir haben zwei Zwiebeln in Scheiben geschnitten, in Butter mit Thymianzweigen gedünstet und in eine Tarteform gefüllt. Aus Butter und Mehl haben wir einen Teig geknetet und etwas größer als die Tarteform ausgerollt. Die Zwiebeln haben wir mit dem Teig bedeckt und 30 Minuten im Ofen gebacken. Nach der halben Stunde im Ofen haben wir die Tarte auf einen großen flachen Teller gestürzt und dann mit der Zwiebelseite diesmal nach oben wieder in die Form gleiten lassen. Jetzt haben wir sie mit Ziegenkäse-Scheiben bedeckt und ein paar Minuten im Ofen gegrillt.

Gemeinsam haben wir diese französische Köstlichkeit dann an unseren Bildschirmen gegessen und uns darüber gefreut, ein neues Gericht in unsere Alltagsküche übernehmen zu können.

Für alle, die sich mehr in das Miteinander unterschiedlicher Kulturen vertiefen möchten, hat Nathalie ein paar Tipps:

Buch: „Papa, was ist ein Fremder?“ von Tahar Ben Jelloun

https://www.swp.de/unterhaltung/kultur/abbas-khider_-_ich-bewundere-diese-sprache_-30045002.html (Interview Abbas Khider: Bewunderung für die deutsche Sprache/ Südwest Presse Online)

https://www.goethe.de/de/kul/lit/20437059.html (Deutsch ist meine neue Zunge von Abbas Khider)

Hier ein etwas älterer Artikel, aber inhaltlich immer noch sehr aktuell:

Liebe Nathalie, 1000 Dank für deine Offenheit, deine Denkanstöße und deine Gastfreundschaft!

„Warum gibt es nie Reisen in deutsche Wohnzimmer?“ wurde ich schon öfter gefragt. Nur, weil man in Deutschland lebt, hat man noch lange keine Einladungen zu Deutschen. Diese Frage habe ich gern zum Anlass genommen, zu mir einzuladen (per Zoom – coraonabedingt). Seit dem Entschluss, selber Reiseleiterin zu sein, kann ich mich noch besser in die Situation einer Weltreise durch Wohnzimmer-Reiseleiterin einfühlen.

Als erstes wird ein Reisetermin festgelegt und dann überlegt, was ich mit meinen Gästen kochen könnte. Was würde ihnen wohl schmecken? Was ist typisch deutsch? Habe ich ein traditionelles Familienrezept? Ich habe mich für unser Familienrezept „Mandarinenquartorte“ entschieden. Werden die zwei Stunden reichen, um die Torte zu backen und dann gemeinsam zu essen und nebenbei auch noch genug aus meinem Leben zu erzählen? Sicherheitshalber habe ich mit der Stoppuhr Probe gebacken. Ich habe 20 Minuten für den Boden gebraucht, 20 Minuten fürs Herstellen der Füllung und 9 Minuten fürs Füllen und Dekorieren der Torte = 49 Minuten. Dann habe ich noch mehr als eine Stunde zum Erzählen. Das müsste passen.

Als nächstes habe ich Fotos aus meinem Leben herausgesucht. Fotos von Familienfesten. Meine Taufe, Konfirmation und Hochzeit. Ostern, Weihnachten. Erster Schultag, Urlaub, Hobbies, Kinderkarneval, Kindergeburtstag. Es war ein komisches Gefühl, mein ganzes Leben Revue passieren zu lassen und immer zu überlegen „Wird es die Reisenden wohl interessieren?“.

Außerdem habe ich ein paar Fotos von Hameln, meiner Geburtsstadt herausgesucht um den Reisenden die Rattenfängersage zu erzählen. So viel Zeit muss sein. 🙂

14 Reisende haben sich dann per Zoom dazugeschaltet. Die Reisegruppe kam aus dem Irak, dem Iran, der Türkei, Afgahanistan, Nigeria, Burkina Faso, Guinea, Eritrea, El Salvador, China, Deutschland und England. Neun davon haben mitgebacken. Die anderen hatten entweder keinen Ofen, keinen Mixer oder eine Allergie. Sie haben sich dann nur die Fotos angeschaut und den Erzählungen gelauscht.

Zum Schluss haben wir dann den Kuchen gemeinsam gegessen und ich war ganz gespannt, ob es allen schmeckt.

Besonders hat mich gefreut, dass Zhi aus China sehr glücklich und stolz war, dass sie mit uns ihre erste deutsche Torte gebacken hat, die gelungen ist.

Ich freue mich, dass ich jetzt nicht nur die Erfinderin der Weltreise durch Wohnzimmer bin, sondern nun auch zum Kreis der Reiseleiter und Reiseleiterinnen gehöre. 🙂

Vielen Dank an alle, die sich für mich und mein Leben interessiert haben.

Catrin

Das erste Mal, dass drei Freundinnen gemeinsam Reiseleiterinnen waren. Lilo, Florence und Donata kommen aus Kenia und haben sich erst in Hamburg kennengelernt. Florence kommt aus Kisumu am Victoriasee, Donata aus Mombasa am Indischen Ozean und Lilo aus Kenias Hauptstadt Nairobi. Lilo und Florence kennen sich schon 10 Jahre und Donata hat die beiden vor 5  Jahren zum ersten Mal getroffen. Inzwischen sind sie Geschäftsparterinnen geworden. Florence ist Modedesignerin und Donata bietet afrikanische Desingermode auf der Website www.afroschick.de an. Alle zusammen organisieren auch gerne Musikevents von afrikanischen Bands und sorgen dafür, dass alles reibungslos läuft.

Durch den Hamburger Verein „Miteinander in Bergedorf e.V.“ ist der Kontakt zu uns entstanden. Darüber sind wir sehr glücklich.

Diese Reise fand digital statt. Also standen die drei Freundinnen in Hamburg am Laptop und die 12 Reisenden waren per Zoom aus Kenia, dem Sauerland, dem Odenwald, Ostwestfalen und Hamburg dazugeschaltet.

Erst haben wir uns gemeinsam die Kenia-Landkarte angeschaut, um uns zu orientieren, wo die Gastgeberinnen genau herkommen.

Danach durften wir ein paar Familienfotos von Florence sehen und sie hat uns von ihrer Familie erzählt. Ihre Schwester und ihr Bruder aus Kenia waren zu uns dazugeschaltet.

Dann haben wir nach den Anweisungen unserer Reiseleiterinnen das Gericht „Ugali Nyama Cabbage“ zubereitet.

Jeder hat in seiner Küche Gemüse gewaschen, geschnippelt und gegart. Dazu gab es Grießbrei.

Beim Schnippeln des Gemüses haben wir ab und zu ein Foto der Freundinnen beim Einsatz auf ihren Events angeschaut.

Die Zeit verging wie im Flug.

Nach knapp einer Stunde und 45 Minuten haben wir gemeinsam gegessen. Jeder in seiner Küche und haben uns gefreut, 2 Stunden mit so tollen Frauen erleben zu dürfen.

1000 Dank für eure Offenheit und Gastfreundschaft. Alles Gute für euch privat und geschäftlich!

 

Buschtrommeln sind zu hören, ein Lagerfeuer brennt. Im Bach liegen gekühlte Getränke. Die geschnitzte Holzmaske hängt am Haus zur Beschwörung böser Geister und der Erinnerung an Ahnen, drei Erdmännchen aus Holz schauen uns aufmerksam an.

 

Wo wir sind? Nicht in Namibia, sondern in einem Garten in Oberzent. Dort wohnt Eva, die zusammen mit der Ehrenamtsagentur des Odenwaldkreises eine „Weltreise durch Wohnzimmer“ (wegen Corona im Garten) veranstaltet hat und von ihren Gästen nur beim Vornamen genannt wird. Bei der „Weltreise durch Wohnzimmer“ öffnen Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, für zwei Stunden ihr Wohnzimmer/ihren Garten, um von sich, ihren Familien und ihrem Herkunftsland zu berichten.

 

Die 15 Gäste, die sich bei Eva eingefunden haben, werden mit „Biltong“ (getrocknetem Fleisch), „Droe’Wors“ (Trockenwurst), „Windhoek“ Lager-Bier, Cider und einem namibianischen Rock-Shandy (Cocktail) herzlich willkommen geheißen – und mit den Worten „Where do you come from – Germany? Dann können wir ja auch Deutsch reden.“

 

Die 62-jährige Gastgeberin hat viel zu erzählen. Ihr Opa kam als Soldat 1903 in die Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika. Die Schutztruppe hatte die Aufgabe, die damaligen kolonialen Interessen durchzusetzen. Der Vater war Bohrmeister und half erfolgreich mit der Wünschelrute bei der Wassersuche und Brunnenbohrung in dem trockenen Land. Die kleine Eva lernte, weil sie manchmal mit zur Arbeit durfte, schon als Kind das eindrucksvolle Land kennen. Es folgte nach dem Besuch der deutschen Schule ein Studium in Südafrika, da in Namibia noch keine Universitäten waren, die Familiengründung und die Geburt zweier Söhne.

 

Ein einschneidendes Erlebnis änderte ihr Leben: Bei einem Stau auf der Autobahn blickte sie plötzlich einer Pistole in den Lauf. Die Apartheid forderte ihren Tribut, wobei es auch zu gewaltsamen Unruhen und Übergriffen kam. Zum Glück löste sich der Stau auf und so konnte sie entfliehen. Dieses Ereignis setzte sich jedoch bei ihr fest und die damalige Anstellung bei der Firma SAP-Johannesburg ermöglichte es ihr, mit der ersten „Greencard“ als IT-Fachfrau nach Deutschland zu kommen. Seit 2008 wohnt sie nun im eigenen Häuschen in einem Stadtteil von Oberzent.

 

Mit kleinen Anekdoten, Bildern und einem Buschmann-Fondue lernten die Gäste bei dieser „Weltreise durch Wohnzimmer“ viel über Land und Leute aus erster Hand. Auch dass es wichtig ist, seine Wurzeln zu behalten, denn in Evas Brust schlagen zwei Herzen: eines für die alte und eines für die neue Heimat und beide sollen ihren Platz behalten. Eva zitiert ein altes Gedicht: „,Man kann Afrika nicht verlassen‘, sagte Afrika, ,meine Flüsse laufen in Strömen im Wirbel Deiner Daumenabdrücke, meine Trommeln trommeln Deinen Puls, meine Küste widerspiegelt die Silhouette Deiner Seele.‘“

 

Aus den ursprünglich angesetzten zwei Stunden wurden mehr als drei und beim Abschied bekam jeder der nachhaltig beeindruckten Gäste noch einen Stempel sowie eine Widmung in den Weltreisepass: „Wende Dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter Dich.“

 

Die nächste Reise führt am Donnerstag, 29. September 2020, 18:00 Uhr, nach Israel und zwar dieses Mal online am PC, Laptop, Tablet oder Handy. Anmeldungen und Anleitung dazu sind ab sofort unter ehrenamt@odenwaldkreis.de oder telefonisch bei der Ehrenamtsagentur unter 06062 70-127 möglich. Informationen zur „Weltreise durch Wohnzimmer“ stehen auf der Internetseite des Kreises www.odenwaldkreis.de unter dem Stichwort „Leben im Odenwaldkreis“ und dem Unterpunkt „Ehrenamt / Vereine“.

(Bericht und Foto: Ehrenamtsagentur Odenwaldkreis)

Der Fiat 500 steht in der Einfahrt, der erste Besucher ist mit einer Vespa gekommen. Im Haus riecht es nach frischgemahlenem Espresso, die gefüllten Amalfi-Zitronen mit dem Spezialrezept stehen bereit, im Backofen wartet ein besonderes Pizzabrot. Wo sind wir? Nicht an der Amalfi-Küste, sondern in einem gemütlichen Wohnzimmer in Michelstadt. Dort wohnt Raffaela, die zusammen mit der Ehrenamtsagentur des Odenwaldkreises die erste „Weltreise durch Wohnzimmer“ veranstaltet hat und von ihren Gästen nur beim Vornamen genannt werden möchte.

Bei der „Weltreise durch Wohnzimmer“ öffnen Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, für zwei Stunden ihr Wohnzimmer, um von sich, ihren Familien und ihrem Herkunftsland zu erzählen.

Die zwölf Gäste, die sich eingefunden haben, werden mit einem italienischen Aperitif herzlich willkommen geheißen. Im Türdurchgang steht auf Italienisch: „Jede Reise erlebt man drei Mal: beim Erträumen, beim Erleben und in der Erinnerung“. Und etliche Erinnerungen wurden wach im „Casa Raffaela“. Die 62-jährige Gastgeberin hat viel zu erzählen: von ihrem Land, ihrer persönlichen Geschichte und ihrem Weg nach Deutschland. Sie kam 1967 mit zehn Jahren mit ihrer Schwester aus Maiori an der Amalfiküste zu ihrem Vater nach Höchst im Odenwald.

Er gehörte zur ersten Gastarbeitergeneration aus Italien, verdiente Geld und half, die schnell wachsende Wirtschaft in Deutschland aufzubauen. „Wir bleiben nur für zwei Jahre“, war die Ansage. Die kleine Raffaella musste sich, ohne ein Wort Deutsch zu verstehen, in ihrer neuen fremden Welt zurechtfinden. Deutsch lernte sie ohne besondere Sprachkurse mühsam in der Schule und spielend leicht beim Wandern, denn die nette Nachbarin schenkte ihr Kniebundhosen, Strümpfe und nahm sie mit auf die Wanderungen des Odenwaldklubs.

Mit solchen kleinen Anekdoten, Bildern und kulinarischen „Großartig-Kleinigkeiten“ lernten die Gäste bei dieser „Weltreise durch Wohnzimmer“ viel über Land und Leute aus erster Hand. Auch dass es wichtig ist, seine Wurzeln zu behalten, denn in Raffaellas Brust schlagen zwei Herzen: eines für die alte und eines für die neue Heimat und beide sollen ihren Platz behalten. Die Gäste erfuhren auch typische Eigenheiten der Kulturen und was Deutschland in 70 Jahren aus Italien für sich mitgenommen hat. Zum Beispiel sind das Leben auf den Straßen und Plätzen, die Mode, der caffè (Espresso) und viele andere Leckereien nicht mehr wegzudenken.

Aus den ursprünglich angesetzten zwei Stunden wurden drei und beim Abschied wurde sich, ganz italienisch, herzlich gedrückt und nicht förmlich die Hand geschüttelt. Ein Gast befand: „semplicemente fantastico“ – einfach fantastisch.

(Bericht von der Ehrenamtsagentur des Odenwaldkreises)

 

 

 

 

 

 

 

9/2019

Wir merkten sofort bei der Begrüßung im Treppenhaus, wie sehr sich Zülfiyya über die 13köpfige Reisegruppe freut. Eigentlich war die Gruppe einen Hauch zu groß für ihr Wohnzimmer, aber Zülfiyya ist der Meinung, dass beim Empfang von Gästen die Größe des Herzens entscheidender ist, als die Größe des Wohnzimmers. Wie wahr!

Sie erarbeitet sich so nach und nach ihren Lebensweg in Deutschland. Grundsätzlich gefällt es ihr hier gut, aber der Umgang der Familien mit ihren Eltern bzw. Großeltern im hohen Alter schockiert sie stark. Sie hat den Vater eines deutschen Freundes oft hier im Altersheim besucht und kann sich nicht mit der Existenz von Altersheimen anfreunden.  In Aserbaidschan kümmern sich grundsätzlich die Kinder um die älter werdenden Eltern. Üblicherweise sind die alten Eltern abwechselnd bei den Kindern für ein zwei Wochen, so dass der Kontakt, die Fürsorge und Versorgung der Älteren sich auf mehreren Schultern der Kinder verteilt.

Zülfiyya hat uns von den reichen Bodenschätzen Aserbaidschan erzählt, von den 9 Klimazonen, dem Schulsystem, den schmackhaften, sonnenverwöhnten Früchten und Gemüsesorten ihres Herkunftslandes.

In Aserbaidschan ist es normal, sich in drei Sprachen perfekt ausdrücken zu können: Aserbaidschanisch, Türkisch und Russisch. Das ist sehr beeindruckend.

Die Tafel war von Zülfiyya reich gedeckt mit köstlichen Speisen und ein Reisender sagte „Irgendwie fühlt es sich bei dir an, als wäre ich bei der eigenen Familie zu Besuch.“

Ja, wir fühlten uns von Zülfiyya mit ihrer Herzenswärme umarmt.

Vielen Dank, Zülfiyya, dass du uns dieses Gefühl vermittelt hast.

 

 

9/2019

Zübeyde lebt seit ihrem siebten Lebensjahr in Deutschland und ist ähnlich gern in Deutschland wie in der Türkei.

Während der zweistündigen Reise, kamen immer mal Familienmitglieder ins Wohnzimmer und begrüßten die Reisegruppe. So haben wir nach und nach den Ehemann und die beiden erwachsenen Söhne kennengelernt und konnten auch ihnen Fragen zu ihrem Leben stellen.

Zübeyde hat uns über ihr anstrengendes Leben mit Schichtarbeit und Versorgung der Familie erzählt, von ihrer Arbeit in der Moschee-Gemeinde, von ihren Freundinnen, die sie einmal im Monat in großer Runde trifft, von ihrer Verwandtschaft in der Türkei und von ihren Plänen fürs Alter.

Der älteste Sohn hat von der Möglichkeit an türkischen Universitäten Klausuren auf Deutsch, Englisch oder Türkisch abzulegen berichtet.

Zübeyde hat uns köstlich bewirtet und ihr Mann hat reichlich Tee nachgeschenkt. Wir fühlten uns sehr willkommen.

Wir dürfen jederzeit wieder zu ihr kommen. Einfach klingeln und ein bisschen quatschen.

Danke Zübeyde!