07/2025 Weil Dlber sich in Ruwaidas Wohnzimmer kürzlich gewünscht hat, auch einmal in ein deutsches Wohnzimmer zu reisen, haben Anni und Hans heute zu einer Reise nach Westfalen eingeladen.

Annis Reisepass zählt selber schon 58 Stempel. Sie ist eine wahre Weltreise durch Wohnzimmer-Expertin.

Zuallererst haben wir Annis 87teilige Engelsammlung bestaunt, sind dann weiter ins traditionelle Wohnzimmer gezogen mit vielen Fotos der Kinder und Enkel und danach saßen wir auf der Veranda und hörten die spannenden Geschichten aus Annis und Hans Leben.

Beide wuchsen in Spexard, einem Stadtteil von Gütersloh, auf, bevor sie später gemeinsam ein Haus in Rietberg Neuenkirchen bauten.

Wir sprachen über die Schulzeit, das Berufsleben, die Tanzschule, die Kittelschürze, über ostwestfälischen Namen und Begriffe und probierten Westfälische Leckereien: Pumpernickel-Käse-Spieße, Waffeln, Knabbeln mit Zucker und Milch, Pickert mit Rübenkraut und Johannisbeermarmelade.

Irlanda sagte: „Das war nicht nur eine Weltreise durch Wohnzimmer nach Westfalen, sondern auch eine Zeitreise.“

Emmi: „Das war meine erste Weltreise durch Wohnzimmer. Ich habe die Menschlichkeit gefühlt.“

Zum Schluss gab es natürlich dann auch noch den obligatorischen Stempel in unsere Reisepässe.

Liebe Anni, lieber Hans, herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft und eure Offenheit.

 

 

Knapp zehn Jahre ist Ruwaida mit ihrer Familie in Deutschland und fühlte sich jetzt bereit, einmal ihr Wohnzimmer zu öffnen und von ihrem alten und ihrem neuen Leben zu berichten.

Da die syrische Musiklehrerin nach dem Deutschlernen nun frisch eine Fortbildung zur Schulbegleiterin abgeschlossen hat, konnte Ruwaida die Wohnzimmerreise direkt zum Netzwerken nutzen. Gute Jobs bekommt man in Deutschland, genau wie in Syrien, besonders einfach durch Vitamin B. Zwei der Reisenden äußerten direkt eine Idee, wo Ruwaida sich bewerben könne.

Wir haben Geschichten aus Ruwaidas Kindheit gehört – z.B. von der Weintraubenernte mit drei älteren Geschwistern und dem Rückweg auf einem Esel, den sie sich für die Ernte geliehen hatten, um die schweren Trauben den langen Weg nicht tragen zu müssen. Und weil Ruwaida die jüngste der Erntenden war, durfte sie den Heimweg auf dem Eselsrücken Weintrauben, Feigen und Granatapfelkerne naschend verbringen. Die Erinnerungen an das glückliche Gefühl waren Ruwaida beim Erzählen ins Gesicht geschrieben und wir 15 Reisenden im Alter von 10 bis 80 Jahren haben es direkt mitgefühlt.

Neben vielen anderen Berichten haben Mouhmad und Ruwaida uns auch die romantische Geschichte erzählt, wie sie sich kennengerlernt haben. Alle, die nicht bei dieser Wohnzimmerreise mitgemacht haben, haben etwas verpasst.

Schnell waren die zwei Stunden bei Ruwaida und ihrer Familie vergangen, so dass wir unsere Reise um eine glatte Stunde verlängert haben, um die syrischen Köstlichkeiten, die Ruwaida zwei Tage lang in der Küche gezaubert hat, alle zu probieren. Köstlich!

Manchmal werden Reisende durch die offene und herzliche Atmosphäre im Wohnzimmer zu Neuem inspiriert:

Wer hätte Lust, bei Ruwaida zu lernen, wie man diese NEUN Gerichte, die wir probieren durften, zubereitet?

Wir könnten uns zu einem kleinen Kochkurs wieder bei Ruwaida treffen. Dann aber nicht im Wohnzimmer, sondern in ihrer Küche. Wer hat dazu Lust?

 

Liebe Ruwaida, lieber Mohammed, wir danken euch von Herzen für eure Offenheit und Gastfreundschaft und wünschen euch und euren Familien alles Gute.

Emanuela hat unseren Verein durch die internationalen Stammtische kennengelernt und hat von uns den Tipp „interkultureller Gottesdienst“ bekommen, bei dem sie inzwischen ein aktives Mitglied ist.

Da Emanuela in ihrem Leben schon viel gereist ist, wollte sie gerne auch einmal ihr Wohnzimmer öffnen und aus ihrem bewegten Leben erzählen. Heute war es soweit. Neun Reisende aus Afghanistan, Deutschland, Ecuador und dem Irak fanden in Emanuelas Wohnzimmer am Esstisch Platz.

Während wir alle österreichische Semmeln, österreichischen Aufschnitt, österreichische Würstchen, eine Mozartkugel und weitere Leckereien verspeisten, erzählte Emanuela uns von ihren Eltern, ihrem Leben in Österreich, ihrem Studium, ihrer Arbeit, ihrer Weltreise durch Asien und Südamerika und ihrer Zeit in Gütersloh. Die Wohnzimmerreisen dauern ja immer nur zwei Stunden. Emanuela hätte bestimmt noch Gesprächsstoff für weitere zehn Stunden.

Da Emanuela in Österreich geboren ist und Emanuelas Vater aus dem ehemaligen Jugoslawien stammte und ihre Mutter aus Rumänien, wurde Emanuela in der Schule und in der Uni zwar nicht anders behandelt als ihre Mitschüler*innen und Mitstudierenden, aber sie hat sich wegen ihrer vielfältigen Wurzeln etwas anders gefühlt.

Mit diesem Gefühl konnten sich einige der Reisenden selbst bzw. in Gedanken bei ihren Kindern sehr identifizieren.

Es ist immer eine Herausforderung, viel ineinander zu vereinen.

Dann hat uns Emanuela noch an ihren Gedanken zu „Zufriedenheit“ teilhaben lassen: Durch ihre Weltreise hat sie viele Menschen in unterschiedlichen Ländern kennengelernt und bemerkt, dass es zufriedene Arme sowie unzufriedene Wohlhabende gibt. An Geld ist die Zufriedenheit scheinbar nicht gekoppelt. Emanuela ist zu dem Schluss gekommen, dass Zufriedenheit aufkommt, wenn man man selbst ist und sich nicht verstellt. Wenn man fühlt, dass man genug ist, wie man ist. Ihr fällt das Gefühl der Zufriedenheit im Glauben an Gott leichter.

So gab es bei Emanuela Nachdenkliches und Lustiges.

Wir fühlen uns reich beschenkt durch diesen Vormittag bei dir, liebe Emanuela. Herzlichen Dank für deine Gastfreundschaft und dein offenes und warmherziges Wesen.

 

An dem Namenstag von Tetiana hat unsere Reiseleiterin mit diesem Namen 12 Reisende in ihrem Wohnzimmer empfangen. Sie denkt gerne an ihre Namenstage in der Ukraine zurück. Es gab einen Gottesdienst für alle Tetianas, im Restaurant wurde man geehrt und man traf viele Menschen mit dem gleichen Namen. Die Zeiten sind wegen des Krieges nun vorbei und Tanja gibt alles, um sich ein Leben in Deutschland aufzubauen, das auch lebenswert ist.

Bei unserer Reise ging es um Tanjas altes und neues Leben.

Das „Namentagskind“ hat uns von der Herkunft und dem Leben ihrer Familie erzählt. Von ihren Großeltern, Eltern, Töchtern, ihrer Schwester und ihren Neffen. Manchmal wurde es sehr still im Wohnzimmer, denn es gab viele große Herausforderungen in Tanjas Leben.

Als es dann um Charkiw ging, hat Tanja den Raum mit Begeisterung, Schaffenskraft und Stolz gefüllt. Charkiw ist die Stadt, in der Tanja aufgewachsen ist, studiert hat, nach dem Studium gleichzeitig, um über die Runden zu kommen, vier Arbeitsstellen hatte und letztendlich dann 26 Jahre im Rathaus im Bereich „kommunales Immobilienmanagement“ gearbeitet hat. Aber Tanja ist nicht nur auf die Bauten und Parks stolz sondern auch auf die besonders toleranten Menschen Charkiws – nicht ohne Grund wurde Charkiw 2010 für besonders hohe Lebensqualität ausgezeichnet.

Tanja hat uns ihr erstes Buch gezeigt, das sie mit sechs Jahren von Freunden ihrer Eltern, die zu Besuch kamen,  bekommen hat. Es hat 200 Seiten sowie drei Bilder und Tanja hat es seinerzeit während des Besuchs komplett durchgelesen. An solchen kleinen Geschichten aus Tanjas Leben konnten wir schon gut Tanjas Entschlossenheit und Tatkraft ablesen, die sie sich bewundernswerterweise bewahrt hat.

Tanja hat uns auch ein Bild mit einem historischen Stadtplan von Charkiw gezeigt, das sie bis zu ihrer Flucht in ihrem Büro im Rathaus hängen hatte. Ein 5 cm großer Riss in der Leinwand des Bildes erinnert nun in ihrem Wohnzimmer an die Schrecken des Krieges. Die Beschädigung des Bildes stammt von einer Bombe, die 100 m  entfernt vom Rathaus eingeschlagen ist.

Tanja lebt – und die Dankbarkeit darüber gibt ihr Energie, sich ein gutes Leben in Deutschland aufzubauen, obwohl sie natürlich auch täglich in Gedanken bei ihren Freund*innen und Kolleg*innen in der Ukraine ist. Eine Herausforderung.

Charkiw hat 69 Universitäten und Hochschulen und hatte ca. 1.500.000 Einwohner*innen. Aus ihr kommen 21 Kosmonauten sowie drei Nobelpreisträger im Bereich Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaften.

Tanja hat auch von dem außergewöhnlichen Bürgermeister Gennadi Kernes, dem sie direkt unterstellt war und der 2020 gestorben ist, berichtet. Die Arbeit für einen Mann, der so leidenschaftlich für seine Stadt und deren Bürger Projekte entwickelte, hat Tanja stark gefordert und gleichzeitig sehr glücklich gemacht. Wenn sie durch die immer schöner und komfortabler werdende Stadt ging oder fuhr, hat sie die Infrastruktur genutzt, die vorher erst nur Ideen waren, die sie mit umgesetzt hat.

Tanja hat viele weitere Details erzählt.

Wir haben gelacht und geweint.

Tanja, vielen Dank für deine Offenheit und deinen Mut, uns alles zu erzählen.

Danke für deine leckeren ukrainischen Kekse, Pralinen und Warenykys.

Pass auf dich auf!

 

 

 

 

Mexiko liegt heute in Rietberg und Irlanda lädt uns zu „las Posadas“ ein. Aus mehreren Gründen: Irlanda vermisst in der dunklen Jahreszeit ihre Heimat besonders, zur Weihnachtszeit fehlen ihr ihre Eltern und Geschwister sehr und sie möchte mit uns Reisenden die Geschichte von „las Posadas“ teilen und uns etwas mitfühlen lassen.

Unsere Reisegruppe ist heute besonders groß: mit Irlandas Familie sind wir 26 Personen

Las Posadas wird in Mexiko in den neun Tagen vor Weihnachten gefeiert. Vom 16. bis 24. Dezember.

Zuerst hat Irlanda uns die Entstehung dieses Festes erklärt.

Jeder der neun Tage, die „las Posadas“ gefeiert wird, symbolisiert einen Schwangerschaftsmonat von Maria mit dem Baby Jesus im Bauch.

Um sich daran zu erinnern, warum Weihnachten gefeiert wird, spielt man die Herbergssuche vom Josef und Maria nach. An den neun Tagen zieht man singend mit Kerzen in der Hand von Haus zu Haus und bittet um eine Herberge. Singend wird die Unterkunft ein paar Mal verweigert und schließlich hat Irlanda uns hereingebeten.

Der Gesang ist auf Spanisch. Wir waren froh, dass unter den Reisenden auch spanische Muttersprachler*innen aus Venezuela und Ecuador waren, die uns uns anderen aus Afghanistan, Deutschland, dem Iran, Kenia, Namibia, Polen und der Türkei stark unterstützt haben.

Zu der Tradition gehört auch, dass Kinder mit verbundenen Augen auf eine Pinata schlagen, aus der dann Süßigkeiten fallen.

Die sieben Zacken der Pinata symbolisieren die sieben Todsünden. Das Schlagen der Pinata mit verbundenen Augen symbolisiert das Erschlagen der Sünden und das Vertrauen auf Gottes reichen Segen.

Somit haben wir Reisenden auf dieser Weltreise durch Wohnzimmer wieder viel gelernt und Irlanda hat uns mit ihrer offenen und herzlichen Art sehr reich beschenkt.

Apropos beschenkt, Irlanda hat mit ihrer Familie und Ella vier unterschiedliche Speisen angeboten, die typischerweise in der Weihnachtszeit in Mexiko gegessen werden. Alle waren sehr leckeres kulinarisches Neuland. 🙂

Liebe Irlanda, 1000 Dank für diesen unvergesslichen Abend bei dir und deiner Familie.

 

 

 

 

 

 

Weil Finnland die Heimat des Weihnachtsmannes ist, haben wir dieses Jahr schon im November die Weihnachtszeit bei Marjut im Wohnzimmer eingeläutet.

Da Marjuts Wohnung klein ist und sie keine elf Sitzgelegenheiten bereit hält, haben wir einfach drei Hocker mitgebracht und fühlten uns bei der warmherzigen Marjut sehr wohl.

Zwei der Reisenden und Marjut selbst waren zuvor noch nie auf Weltreise durch Wohnzimmer. Für die Vielreisenden unter uns ist es immer schön zu sehen, wie schnell die wertschätzende Atmosphäre dieses Begegnungsformats auf alle Neuen überspringt. Die Reisenden kamen dieses Mal aus Brasilien, Deutschland, der Türkei und der Ukraine.

Marjut hat eine sehr angenehme Art zu sprechen. Wir hätten ihr noch viel länger als diese zwei Stunden zuhören können:

Die ersten Lebensjahre von Marjut waren vom zweiten Weltkrieg geprägt. Alle hatten wenig zu essen, aber in der Schule gab es immer eine warme Suppe, die dazu beitrug, nicht zu verhungern. Gerne meldeten sich die Kinder bei den Lehrern für Sonderaufgaben. Dann gab es manchmal ein extra Stück Käse.

Beim passenden Wetter im Winter fand der Sportunterricht nicht in der Sporthalle statt sondern draußen. Alle mussten manchmal Skier (bei einer Doppelstunde Sport) und manchmal  Schlittschuhe (bei einer einzelnen Stunde Sport) mitbringen.

Die Hauptschule kostete in Finnland nichts, aber im Gymnasium musste man Schulgeld bezahlen und die Bücher selber kaufen. Diese Investition in Marjuts Zukunft war ihren Eltern wichtig und somit durfte sie aufs Gymnasium gehen. Lernen machte Marjut Spaß. Nach dem Abitur wollte Marjut eigentlich Soziale Arbeit in Finnland studieren, aber durch eine dreijährige Wartezeit, die sie mit Praktika im sozialen Bereich gefüllt hat und einem Jahr Au-Pair in England, hat der Zufall sie nach Deutschland geführt. Dort hat sie sich verliebt und ist hier geblieben.

Um ihre finnische Seele lebendig zu halten, reist Marjut aber jährlich einmal nach Finnland.

Aus dem Plan, als Sozialarbeiterin in Finnland zu arbeiten, ist überraschenderweise 41 Jahre Arbeit als Buchhalterin bei GEA in Oelde geworden. Jetzt im Ruhestand unterstützt Marjut  Menschen beim Deutschlernen und das hat teilweise auch einen Hauch von Sozialarbeit. Über dieses Engagement ist Marjut sehr glücklich.

Marjut hat uns von ihren finnischen Sommern erzählt, die sie komplett barfuß verbracht hat. Das fühlte sich für sie sehr gut und frei an und sparte ihren Eltern zusätzlich das jährliche Paar Sandalen.

Als es auf den Weihnachtsmann zu sprechen kam, der im Norden Finnlands auf dem Ohrberg in Lappland wohnt, servierte Marjut Glögg und Plätzchen.

Die Plätzchen und das Getränk waren sehr lecker. Hier kommt das Rezept des Weihnachtspunsches zum Ausprobieren.

Folgende Zutaten erwärmen ohne zu kochen:

1/2 Liter Johannisbeersaft

1/2 Liter Orangensaft

1/2 Liter  Rotwein oder Traubensaft

2 Stangen Zimt

1 Stück Ingwer in Scheiben

1 TL Kardamom

5 Gewürznelken

In die Tassen 1 TL Rosinen und 1 TL Mandelstifte mit einem Schluck  Rotwein oder Traubensaft einweichen.

Wenn der Glögg warm ist, zu den Rosinen und Mandeln gießen und genießen.

Die Reise durch Marjuts Leben führte uns auch zur Digitalisierung im Finnland von heute und Vergleichen vom Leben in Finnland und Deutschland. Ein toller Austausch mit den Reisenden entstand. Zwei Stunden sind knapp bemessen, um alles zu besprechen. Vielleicht dürfen wir in ein paar Jahren noch einmal wiederkommen.

 

Liebe Marjut, vielen Dank für deine Offenheit und deine vielen kleinen Geschichten aus deinem Leben. Es war wunderschön bei dir.

 

 

 

2011 waren wir schon einmal in Shireens Familienwohnzimmer, aber da war sie noch mit ihrem erstgeborenen Sohn im Norden vom Irak und ihr Mann hat uns das Wohnzimmer in Wiedenbrück geöffnet. Inzwischen ist Shireen in Deutschland, hat Deutsch sprechen, lesen und schreiben gelernt und hat ein großes Bedürfnis, uns Reisenden einen Einblick in die Kultur der Jesiden zu bieten.

Wir haben mit Interesse gehört, dass es drei Kasten in der Kultur der Jesiden gibt und jede Kaste andere Aufgaben für die Gemeinschaft erfüllt.

Die Aufgaben von Shireens Kaste liegen im Bereich pflegen, heilen und spenden der Sakramente.

Ihre Familie hat seit Jahrzehnten eine besondere Fähigkeit von Schlangenbissen zu heilen. Deshalb sind auf dem Foto des heimischen Altars vier Schlangenmodelle zu sehen.

Auf dem Foto sind außerdem ein Modell des Gotteshauses der Jesiden, das in Lalish (im Norden vom Irak) steht und zwei Pfaue, die eine besondere Bedeutung bei den Jesiden haben.

Nach den spannenden Informationen im Wohnzimmer ging es in die Küche zu zwei reich gedeckten Tischen mit zehn unterschiedlichen Speisen, die alle köstlich mundeten und ganz anders als deutsche Hausmannskost aussahen und schmeckten.

Mehr Hintergrundinformationen bietet der Film „Bêmal“ von Düzen Tekkal:

https://youtu.be/1Rgjoo7Ex8o?feature=shared

 

Liebe Shireen, herzlichen Dank für deine Gastfreundschaft und deinen Wunsch, uns einen Einblick in deine Kultur zu geben. Das war sehr eindrucksvoll!

 

 

 

Seit zwei Jahren ist Anna in Rheda-Wiedenbrück und traut sich heute, von ihrem Leben in der Ukraine und in Deutschland zu erzählen. Begonnen haben wir elf Reisende unsere Wohnzimmerreise direkt mit Tee und Piroschki. Da die Piroschki so lecker waren, hat Anna uns auf unseren Wunsch hin das Rezept von Oma verraten:

Teig: 500g Mehl, 8 g Hefe, 1 EL Zucker, 1 TL Salz mit einem Glas warmen Milch-Wassergemisch (20 % Wasser und 80 % Milch) vermengen. Den Teig eine Stunde gehen lassen. Wieder den Teig rühren und wieder eine Stunde gehen lassen.

Füllung: 8 hart gekochte Eier und 3 große Lauchzwiebeln mit einem EL Butter, Salz und Pfeffer vermengen.

Einen kleinen Teigball plattdrücken und einen EL Füllung darauf verteilen.

Den Teig an den Rändern schließen und jeweils vier der gefüllten Piroschki in einer Pfanne, die mit 1 cm Öl gefüllt ist, von jeder Seite ca. 2 Minuten braten.

Dann genießen. 🙂

Während des Genusses der Piroschki hat Anna uns von ihrem Studium, ihrer Arbeit und ihrer Familie erzählt.

Sie hat in Kiew Türkisch und Tourismus studiert und hat vier Jahre im Affiliate-Marketing und zusätzlich für einen Fernsehsender gearbeitet. Beim Fernsehsender war es Annas Aufgabe, türkische Serien auf Ukrainisch zu übersetzen. Ukrainische Sprecher*innen haben dann den türkischen Schauspieler*innen Annas ukrainische Worte in den Mund gelegt. Wir Reisende haben über Annas Berufserfahrung in unterschiedlichen Bereichen gestaunt.

Es ist Anna aufgefallen, dass in Deutschland viel mehr Wert auf Zertifikate gelegt wird als in der Ukraine. Dort zählen besonders für Ärzte und Lehrer Zertifikate. Im Allgemeinen ist in der Ukraine Berufserfahrung wichtiger als Zertifikate.

Ein großer Unterschied zur Ukraine ist für Anna, dass sie sich in Deutschland frei und sicher fühlt und dass die Polizei hier das Volk unterstützt und man keine Angst vor der Polizei haben muss.

Besonders zu strahlen begann Anna, als sie von den drei Familienhunden sprach: ein Rottweiler und ein Spitz leben bei ihren Eltern und ein Yorkshireterrier lebt bei ihrer Oma. Ihre Eltern, ihre Oma und die drei Hunde vermisst Anna hier in Deutschland sehr.

Oma haben wir dann auch digital mit in unsere Runde geholt, da sie gerne wissen wollte, welche Gäste sich denn da bei ihrer Enkelin auf dem Sofa tummeln. Wir haben ihr Piroschki-Rezept gelobt und ihr gesagt, wie gut sie aussieht. Oma war glücklich, dass Anna so nette Menschen in Deutschland kennengelernt hat.

Zwei Jahre hat Anna in einer Laienschauspielgruppe in Kiew englische Stücke aufgeführt. Da haben wir wieder gestaunt und Anna schien sehr glücklich, uns an ihrem Leben teilhaben zu lassen.

Als alle Reisenden schon das Wohnzimmer verlassen hatten, sagte Anna zu mir, dass sie die Erfahrung, eine Reiseleiterin für Wohnzimmerreisen zu sein, sehr genossen hat und sie sich gut vorstellen kann, 2025 ihr Wohnzimmer wieder zu öffnen.

Das ist toll!

Liebe Anna, vielen Dank für deine Gastfreundschaft und Offenheit. Super, dass du dich getraut hast, elf Fremde in dein Wohnzimmer zu lassen. Alles Gute für dich. Wir sehen uns bestimmt auf einem der nächsten internationalen Stammtische in Wiedenbrück oder Gütersloh wieder.

 

Foto von Ina Bewermeier

Bericht von Catrin Geldmacher

 

 

 

 

09/2024 Deho hat zum zweiten Mal sein Wohnzimmer geöffnet, um von seinem Leben in Kamerun und in Deutschland zu berichten. Außer mir waren die zwölf anderen Reisenden zum ersten Mal in Kamerun. Sechs der Reisenden waren sogar zum allerersten Mal auf Weltreise durch Wohnzimmer und bekamen einen frischen Reisepass, wobei andere Reisenden schon ihren zweiten Reisepass im Gebrauch haben, da der erste schon vollgestempelt ist.

Dehos Motto ist „Liebe geht durch den Magen“ somit hat er uns über drei Stunden NEUN unterschiedliche Speisen angeboten. Von „Das habe ich schon einmal probiert.“ (wie zum Beispiel Ananas) bis zu „Was ist das denn?“ (wie zum Beispiel Zuckerrohr) war alles dabei.

Deho hatte so viel Spaß, unsere Ahs und Ohs zu hören und zu sehen. Und wir hatten Spaß, alles auszuprobieren und Neues zu lernen.

Er kennt sich phänomenal gut aus und hatte bei seiner letzten Rückreise aus Kamerun 53 kg Lebensmittel im Gepäck von den 53 kg haben wir wohl mindestens 5 kg verspeist.

Als das Thema auf „heiraten“ kam, zeigte Deho uns seinen Hochzeitsfilm. Da konnten wir über die Musik und die tolle Garderobe des Brautpaar und der Gäste staunen.

Zwei Gäste aus Kenia staunten über die Unterschiede zu ihrem Heimatland und bestätigten natürlich, dass Afrika kein Land sondern ein Kontinent mit völlig unterschiedlichen Kulturen und Gebräuchen ist. Sehr spannend.

So eine Wohnzimmerreise anzubieten, ist für Deho, Botschafter seines Landes zu sein. Das hat wunderbar geklappt und er hat angekündigt, gerne nächstes Jahr wieder zehn Reisenden diese besondere Erfahrung bei ihm im Wohnzimmer zu ermöglichen.

1000 Dank für alles Deho!

 

 

 

Autorin: Catrin Geldmacher

 

 

09/2024 Exakt am Tag unserer Wohnzimmerreise wohnt die Künstlerin Barbara Davis 40 Jahre in Deutschland.

Ihre Erinnerungen an die USA sind aber ganz frisch, denn sie hat in den vergangen Sommerferien ihre Familie in Arizona und Kalifornien besucht.

Barbara hat uns 50 Fotos ihres Sommerurlaubs zum Herumreichen ausgedruckt und hatte zu jedem Foto eine Geschichte.

Wir sind fast drei Stunden geblieben und hätten Barbara noch stundenlang zuhören können.

So tauchten wir in das „traditionelle Amerika“ ein – nicht in das moderne mit den Wolkenkratzern und den Filmstars.

Wir lernten, welches Gerät man benutzt, um schnell vom Schlangenbiss zu genesen, staunten über Lollis mit Skorpionen und wurden mit unseren Augen zum Rodeo mitgenommen. Barbara hat uns einige der unterschiedlichen Rodeo Disziplinen erklärt. Ihr Vater hätte sich eine Rodeokarriere für Barbara gewünscht.

Barbara hat uns ihren Trick verraten, in der 50° C heißen Umgebung klar zu kommen: Sie hatte immer eine mit Wasser gefüllte Plastiktüte dabei, in der sie eine Baumwolljacke trug. Sobald das klimatisierte Auto verlassen wurde, zog sie die nasse Jacke über, die schnell trocknete, aber den Übergang von dem wohltemperiertem Auto und totaler Hitze außerhalb des Autos vereinfachte.

Und dann war da noch ein Foto mit Stromkästen vor dem Haus. Das ist in Arizona so, damit der Stromableser nicht erschossen wird, wenn er ins Haus müsste, um den Strom abzulesen. Der wilde Westen 2024.

Wir empfehlen den YouTube Film „Intentionen im Blick“, um noch mehr vom Leben von Barbara Davis als Künstlerin zu erfahren. Den haben alle Reisenden vor der Reise zugeschickt bekommen, um schon etwas vorbereitet zu sein.

https://Youtu.be/1Cn1pRDUt44?si=Kp6Zp-a5IVR0jP26

Liebe Barbara, herzlichen Dank für deine Offenheit, Gastfreundschaft und deine so interessanten Geschichten.

 

 

 

Autorin: Catrin Geldmacher

Patricia hatte mal wieder Lust, ihr Wohnzimmer zu öffnen und da Isabella gerade von einem achtmonatigen Kolumbienaufenthalt zurückgekehrt ist, haben die beiden gemeinsam von Patricias Geburtsland Ecuador im Vergleich zu Kolumbien berichtet.

Normalerweise öffnen die Reiseleiter*innen immer nur einmal ihr Wohnzimmer, aber Patricia macht das gerne alle paar Jahre einmal, weil sie sich dann in besonderer Weise mit ihren Wurzeln verbunden fühlt, ihre Liebe zu Ecuador zeigen kann und ihre Gefühle mit den Reisenden teilen kann.

Patricia hat uns eine typische Kleidung gezeigt, wie sie von Indigenen getragen wird. In Ecuador werden Indigene staatlich unterstützt und zeigen sich auch in traditioneller Kleidung. In Kolumbien werden Indigene nicht unterstützt und sind nicht an ihrer Kleidung zu erkennen.

Isabella hat neue Denkanstöße zu Schuluniform in die Runde geworfen: Sie hat an einer Schule in Kolumbien gearbeitet, an der die Schülerschaft aus Kindern von sehr wohlhabenden Familien stammt. Sie werden von Schulbussen dieser Schule direkt von daheim abgeholt, da sonst die Gefahr, entführt zu werden, zu groß ist. Sie würden nie in einem öffentlichen Bus fahren, denn dann wären an der Schuluniform direkt zu erkennen, dass sie Kinder von reichen Eltern sind.

Familie in anderen Dimensionen: Patricias Mutter hat sechs Schwestern und sieben Brüder und Patricias Vater hat zehn Geschwister. Patricia hat sieben Geschwister und liebt Großfamilien. Wenn die Eltern so viele Geschwister haben, ist die Anzahl von Cousins und Cousinen von Patricia dementsprechend groß. 49 Cousins und Cousinen gibt es. Patricia ist Nr. 37. Das weiß sie so genau, denn, wenn die Cousins und Cousinen helfen sollten, hieß es: Nr. 1 bis 10 holt Holz, Nr. 11 bis 20 pflückt Obst, usw. Um in der richtigen Gruppe zu landen, muss man seine Nummer wissen. Ich mit meinen zwei Cousins und einer Cousine konnte da nur stauen.

Isabella hat in Kolumbien einen sonntäglichen katholischen Gottesdienst besucht und war total überrascht, wie der Gottesdienst im wahrsten Sinne des Wortes gefeiert wurde. Es gab vier Gottesdienste pro Sonntag und alle vier waren rappelvoll. Es wurde zu den christlichen Liedern getanzt und die Liedtexte wurden auf zwei Leinwänden gezeigt, damit alle textsicher waren. Isabella war schon in vielen Gottesdiensten, aber diese Lebensfreude war überwältigend und sehr ansteckend.

Es gab noch viel mehr Geschichten und die zwei Stunden Reisezeit waren im Nu um. Zum Beispiel die Geschichte mit den 10 Varianten Spanisch und den unterschiedlichen Bedeutungen von einigen Worten, aber die würde den Rahmen meines kleinen Reiseberichtes sprengen. Und es soll sich ja auch lohnen, direkt selber auf Weltreise durch Wohnzimmer zu gehen, um die Geschichten direkt zu hören. 😉

Liebe Patricia und liebe Isabella, wir danken euch herzlich für eure Gastfreundschaft und dass ihr euer Herz für uns geöffnet habt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 16. März öffnete ich mein Wohnzimmer für zwölf Reisende, um von einem der ältesten Feste der slawischen Völker zu erzählen. Ein echter Spaß, der seine Traditionen bis heute aus der heidnischen Kultur bewahrt hat.

Maslana- dieses köstliche und unglaublich sättigende Fest dauert eine ganze Woche und wird dieses Jahr in der Ukraine vom 11. bis 17. März gefeiert. Das Datum richtet sich nach dem Kirchenkalender wird dadurch bestimmt, wann die Fastenzeit beginnt. Dieses Jahr beginnt die Fastenzeit am 18. März.

Es feierten die Menschen den Abschied vom Winter und die Ankunft des Frühlings. Früher, als unsere Vorfahren die Sonne als Gott verehrten, entstand die Tradition, runde Kuchen in Form der Sonne zu backen. Es wurde angenommen, dass man nach dem Verzehr etwas Sonnenlicht und Wärme erhält. Später wurde der Kuchen durch Pfannkuchen ersetzt.

Und schon lange heißt es:  „Keine Pfannkuchen – keine Maslana.“

Verschiedene Pfannkuchen-Rezepte waren das Geheimnis jeder Hausfrau und wurden über Generationen weitergegeben. Ich benutze nicht nur die Rezepte meiner Mutter, sondern sogar auch ihre Pfanne. Mit der Pfanne gelingen sie immer.

So viele Pfannkuchen die Gastgeberin backen kann, so viele Sonnentage wird es auch im nächsten Jahr geben. Die Gastgeberin muss allerdings eine vernünftige Anzahl von Pfannkuchen backen, denn man kann es auch übertreiben und eine Dürre auslösen.

Wenn der erste Pfannkuchen der Gastgeberin goldbraun und lecker wird, wird die Familie das ganze Jahr über gesund sein. Falls der erste Pfannkuchen nicht besonders gut gelingt, bedeutet dies, dass die Familie mit Beschwerden zu kämpfen hat.

Im Allgemeinen wird Maslana sieben Tage gefeiert – die Fastnachtswoche, von der jeder Tag seinen eigenen Namen und seine eigenen Traditionen hat:

Montag – “Treffen”

Dienstag – “Flirten”

Mittwoch – “Leckerbissen”

Donnerstag – „Feierlichkeiten“

Freitag – „Schwiegermutterparty“

Samstag – „Schwägerin – Treffen”

Sonntag – „Sonntag der Vergebung“.

Am letzten Tag der Fastnacht müssen Sie sich bei allen Verwandten und Freunden für all die harten Worte entschuldigen, um Ihre Seele vor der großen Fastenzeit zu reinigen. Es ist auch notwendig, alle Beleidigungen zu vergeben. Der Überlieferung nach sagten die Menschen, wenn sie sich trafen: „Vergib mir“, und als Antwort hörten sie: „Gott wird dir vergeben.“ Die Fastnacht endet mit der Verbrennung einer Figur aus Stroh.

Maslana symbolisierte in der Ukraine Vergebung und Versöhnung. Die Menschen kämpften damals nicht, sondern versuchten im Gegenteil, alle Konflikte zu lösen, um den Frühling in Harmonie und Frieden zu begrüßen.

Wir feierten ebenso Maslana mit Frieden im Herzen zusammen und  schickten wieder ein kleines Stück Frieden in diese Welt.

 

Autorin – Tetiana Klemchuk